Geschichten

Das Märchen vom strahlenden Monat Januar

Das Märchen vom strahlenden Monat Januar

Mit dieser Geschichte von Elke Bräunling lade ich den Jänner ein uns noch einmal eine zauberhafte Glitzer-Winterlandschaft zu schenken…

 

Das Märchen vom strahlenden Monat Januar

 

 

Wintermärchen – Ein neues Jahr beginnt und ein neuer Monat, der Januar, stellt sich vor. Pssst! Er ist sehr selbstbewusst und er weiß, was er will. Er hat auch große Pläne, neue Ideen, mächtige Vorsätze und viel Kraft, um das Land zu verändern. Eine andere Farbe will er ihm verleihen, und die ist nicht nur schneeweiß …

 

“Eigentlich”, sagte der Januar, “bin ich ein sanfter Monat. Ein weißer. Ein kluger. Und das sanfte weise Weiße bringe ich mit. Ich decke mein Land mit einer schützenden Schneeschicht zu, die Seen und Teiche verschließe ich mit einer eisigen Pforte. An manchen Tagen werfe ich meine Schneeflocken und Eiskristalle auch auf Straßen und Wege. Dann legt sich Stille über meine weiße Welt. Eine gemächliche Stille, die nur ein langsames Fortkommen gewährt. Die Natur holt Atem, ruht sich aus, und auch die Menschen halten inne. Jaaaaa!” Er dehnte dieses ‚Ja’ in die Länge und sah seine Monatskollegen bedeutungsschwer an.
Die schwiegen ergriffen – oder hatte ihnen die Eitelkeit des jungen Kollegen die Sprache verschlagen? Egal. Dem Januar war es gleichgültig. Er, der junge Monat mit dem hellen Gewand, durfte das Jahr beginnen.
“Jaaaaa!”, rief er, lauter nun, in die Winterwelt hinaus. “Ich bin einzigartig, schön und strahlend. Ich, der Januar, bin der Monat der feierlichen Stille. Und dennoch komme ich mit einem Paukenschlag. Die Menschen begrüßen mich mit Jubel und Feuerwerk. Weil sie sich auf mich freuen. Auf mich und auf das neue Jahr, das ich ihnen mitbringe. Ich nämlich bin der Schöne und der Neue. Oder”, fast kicherte er nun, “der neue Schöne!”
“Unsinn!”, unterbrach ihn der Dezember. Er war gekränkt. So viel Mühe hatte er sich mit all seinen Festen gegeben! Glaubte denn der Januar, dieser Schnösel, die Menschen freuten sich mit Feuerwerk über sein Ende? “Ich!“, rief er laut. „Ich wurde geliebt. Die Menschen feiern mich deshalb am letzten Tag meiner Dezemberzeit mit einem fröhlichen Fest. Du aber musst dich erst beweisen, Kollege Januar.”
“Jeder muss sich beweisen”, protestierte der Januar. “An jedem Tag. Und ich …“
Die anderen Monate stöhnten. Sie fühlten sich etwas genervt.
“Tu das!”, brummten sie.
Und der Juni fügte hinzu: “Reden ist Silber, Schweigen Gold.”
“Und Handeln ist weiß”, sagte der Januar. Er sagte es nur leise, doch er nahm sich vor, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Voller Eifer rief er seine Helfer, die Schneeflocken und Eiskristalle, herbei und schmückte sein Land mit einem blendenden Weiß. Dann rief er seine helle Freundin, die Sonne, aus dem Süden zurück. Jeden Tag ein kleines Stück näher. Ihre Strahlen bemalten das Land mit Abermillionen funkelnder Schneeflockensternchen und verwandelten die Januarwelt in eine prachtvolle weiße Glitzerfunkelwelt. Toll sah das aus.
Der Januar triumphierte. “Und?”, rief er seinen Kollegen zu. “Entspricht mein Tun nun euren Erwartungen von einem ersten Monat im Jahr?”
Die Monate aber schwiegen. Längst hatten sie sich in weiser Stille in Winterschlaf begeben. Beifall erhielt der strahlende Januar nur vom Februar, der auf einem Koffer voller bunter Gewänder saß und mit einem, wie es schien, närrischen Grinsen applaudierte.

© Elke Bräunling

 

Frau Holle – Ein Märchen der Brüder Grimm

Frau Holle – Ein Märchen der Brüder Grimm

Frau Holle – Ein Märchen der Brüder Grimm

Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig, die andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche und faule, weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere mußte alle Arbeit tun und der Aschenputtel im Hause sein. Das arme Mädchen mußte sich täglich auf die große Straße bei einem Brunnen setzen und mußte so viel spinnen, daß ihm das Blut aus den Fingern sprang. Nun trug es sich zu, daß die Spule einmal ganz blutig war, da bückte es sich damit in den Brunnen und wollte sie abwaschen; sie sprang ihm aber aus der Hand und fiel hinab. Es weinte, lief zur Stiefmutter und erzählte ihr das Unglück. Sie schalt es aber so heftig und war so unbarmherzig, daß sie sprach: „Hast du die Spule hinunterfallen lassen, so hol sie auch wieder herauf.“ Da ging das Mädchen zu dem Brunnen zurück und wußte nicht, was es anfangen sollte; und in seiner Herzensangst sprang es in den Brunnen hinein, um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung, und als es erwachte und wieder zu sich selber kam, war es auf einer schönen Wiese, wo die Sonne schien und vieltausend Blumen standen. Auf dieser Wiese ging es fort und kam zu einem Backofen, der war voller Brot; das Brot aber rief: „Ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich: ich bin schon längst ausgebacken.“ Da trat es herzu und holte mit dem Brotschieber alles nacheinander heraus. Danach ging es weiter und kam zu einem Baum, der hing voll Äpfel, und rief ihm zu: „Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif.“ Da schüttelte es den Baum, daß die Äpfel fielen, als regneten sie, und schüttelte, bis keiner mehr oben war; und als es alle in einen Haufen zusammengelegt hatte, ging es wieder weiter. Endlich kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau, weil sie aber so große Zähne hatte, ward ihm angst, und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach: „Was fürchtest du dich, liebes Kind? Bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Hause ordentlich tun willst, so soll dir’s gut gehn. Du mußt nur achtgeben, daß du mein Bett gut machst und es fleißig aufschüttelst, daß die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt; ich bin die Frau Holle.“ Weil die Alte ihm so gut zusprach, so faßte sich das Mädchen ein Herz, willigte ein und begab sich in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit und schüttelte ihr das Bett immer gewaltig, auf daß die Federn wie Schneeflocken umherflogen; dafür hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein böses Wort und alle Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun war es eine Zeitlang bei der Frau Holle, da ward es traurig und wußte anfangs selbst nicht, was ihm fehlte, endlich merkte es, daß es Heimweh war; ob es ihm hier gleich vieltausendmal besser ging als zu Haus, so hatte es doch ein Verlangen dahin. Endlich sagte es zu ihr: „Ich habe den Jammer nach Haus gekriegt, und wenn es mir auch noch so gut hier unten geht, so kann ich doch nicht länger bleiben, ich muß wieder hinauf zu den Meinigen.“ Die Frau Holle sagte: „Es gefällt mir, daß du wieder nach Haus verlangst, und weil du mir so treu gedient hast, so will ich dich selbst wieder hinaufbringen.“ Sie nahm es darauf bei der Hand und führte es vor ein großes Tor. Das Tor ward aufgetan, und wie das Mädchen gerade darunter stand, fiel ein gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihm hängen, so daß es über und über davon bedeckt war. „Das sollst du haben, weil du so fleißig gewesen bist,“ sprach die Frau Holle und gab ihm auch die Spule wieder, die ihm in den Brunnen gefallen war. Darauf ward das Tor verschlossen, und das Mädchen befand sich oben auf der Welt, nicht weit von seiner Mutter Haus; und als es in den Hof kam, saß der Hahn auf dem Brunnen und rief:

„Kikeriki,
Unsere goldene Jungfrau ist wieder hie.“

Da ging es hinein zu seiner Mutter, und weil es so mit Gold bedeckt ankam, ward es von ihr und der Schwester gut aufgenommen.

Das Mädchen erzählte alles, was ihm begegnet war, und als die Mutter hörte, wie es zu dem großen Reichtum gekommen war, wollte sie der andern, häßlichen und faulen Tochter gerne dasselbe Glück verschaffen. Sie mußte sich an den Brunnen setzen und spinnen; und damit ihre Spule blutig ward, stach sie sich in die Finger und stieß sich die Hand in die Dornhecke. Dann warf sie die Spule in den Brunnen und sprang selber hinein. Sie kam, wie die andere, auf die schöne Wiese und ging auf demselben Pfade weiter. Als sie zu dem Backofen gelangte, schrie das Brot wieder: „Ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich, ich bin schon längst ausgebacken.“ Die Faule aber antwortete: „Da hätt ich Lust, mich schmutzig zu machen,“ und ging fort. Bald kam sie zu dem Apfelbaum, der rief: „Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif.“ Sie antwortete aber: „Du kommst mir recht, es könnte mir einer auf den Kopf fallen,“ und ging damit weiter. Als sie vor der Frau Holle Haus kam, fürchtete sie sich nicht, weil sie von ihren großen Zähnen schon gehört hatte, und verdingte sich gleich zu ihr. Am ersten Tag tat sie sich Gewalt an, war fleißig und folgte der Frau Holle, wenn sie ihr etwas sagte, denn sie dachte an das viele Gold, das sie ihr schenken würde; am zweiten Tag aber fing sie schon an zu faulenzen, am dritten noch mehr, da wollte sie morgens gar nicht aufstehen. Sie machte auch der Frau Holle das Bett nicht, wie sich’s gebührte, und schüttelte es nicht, daß die Federn aufflogen. Das ward die Frau Holle bald müde und sagte ihr den Dienst auf. Die Faule war das wohl zufrieden und meinte, nun würde der Goldregen kommen; die Frau Holle führte sie auch zu dem Tor, als sie aber darunterstand, ward statt des Goldes ein großer Kessel voll Pech ausgeschüttet. „Das ist zur Belohnung deiner Dienste,“ sagte die Frau Holle und schloß das Tor zu. Da kam die Faule heim, aber sie war ganz mit Pech bedeckt, und der Hahn auf dem Brunnen, als er sie sah, rief:

„Kikeriki,
Unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hie.“

Das Pech aber blieb fest an ihr hängen und wollte, solange sie lebte, nicht abgehen.

 

ZUM GLÜCKLICHSEIN ENTSCHIEDEN

ZUM GLÜCKLICHSEIN ENTSCHIEDEN

ZUM GLÜCKLICHSEIN ENTSCHIEDEN

Eine 93-jährige Dame hatte sich entschlossen, ihren Wohnsitz in ein Seniorenheim

zu verlegen. Eine freundliche Pflegerin brachte sie zu ihrem Zimmer. Auf dem Weg

dorthin beschrieb sie, wie es eingerichtet sei. „Ich weiß, dass mir das Zimmer

gut gefällt und ich freue mich darauf“, sagte die Ältere. Dann erklärte

die Angestellte ihr die Wahlmöglichkeiten der Speisen. „Ich weiß, dass die

Küche gut ist und mir alles schmecken wird.“ Sichtlich irritiert fragte die

Jüngere: „Aber, Sie waren doch noch nie bei uns. Wie können Sie dann

wissen, dass alles zu Ihrer Zufriedenheit sein wird?“

„Wissen Sie, vor vielen Jahren musste ich lernen, dass vieles im Leben

nicht so kommt, wie man es erwartet. Daher habe ich beschlossen, jeden

Tag so anzunehmen, wie er ist, so als hätte ich ihn mir genauso gewünscht.

Und glauben Sie mir, ich hätte in meinem Leben genug Gründe zum Jammern

gehabt, aber das hätte mir auch nicht geholfen und mich womöglich

noch krank gemacht. Ich wollte nicht länger unglücklich sein, so habe ich

mich zum Glücklichsein entschieden.

Daher bin ich jeden Morgen dankbar für alles, was der Tag mir bringen möge.

Jeden Abend bedanke ich mich für alles, was mir der Tag geschenkt hat.“

Aus dem Buch von Gisela Rieger: Die Sonnenseiten des Lebens

SEIN BESTES GEBEN …

SEIN BESTES GEBEN …

SEIN BESTES GEBEN …

Eine alte Frau ging durch ihren Garten und wurde traurig. Obwohl der Frühling schon längst ins Land gezogen war, wollte ihr einst grünes Paradies nicht erblühen. Stattdessen sah sie nur welkende Blumen und sterbende Bäume. Die Frau konnte nicht verstehen, was geschehen sein mochte. So fragte sie sämtliche Bäume, Sträucher und Blumen, weshalb sie nicht mehr leben wollten.
Da plapperten plötzlich alle durcheinander: Die Birke wollte nicht mehr leben, da sie nie so groß werden würde wie die Eiche. Die Eiche wollte nicht mehr sein, weil sie keine Äpfel tragen konnte. Der Apfelbaum wollte im Winter grün sein wie die Tanne. Das Nadelholz hingegen wollte bunt sein wie die Tulpen, und diese verzweifelten, weil sie nie so groß werden konnten wie die Sonnenblumen …

Plötzlich entdeckte die Frau im letzten Winkel ihres Grundstückes einen Hagebuttenstrauch, der in voller Blüte stand. Hunderte von feinen rosaroten Blüten schienen ihr entgegenzulächeln. Sie erkundigte sich bei der Hagebutte, weshalb sie als einzige Pflanze nicht im Sterben lag.

„Ich habe mich taub gestellt, als sich die Gartenbewohner miteinander verglichen, gegenseitig beleidigten und ihre Lebensfreude verloren. Du hast mich selbst gepflanzt, so dachte ich, dass ich auch eine Hagebutte sein soll und kein Rosenstrauch. Da ich eh nichts anderes sein kann, als ich ohnehin bin, gab ich mein Bestes, um die prächtigste Hagebutte zu sein!“

Aus dem Buch von Gisela Rieger: Die Sonnenseiten des Lebens

Brot und Oliven, eine Geschichte über Herzsurvival

Brot und Oliven, eine Geschichte über Herzsurvival

Diese Geschichte von einer lieben Bekannten von mir, Gisela Rieger,  zeigt wie wichtig Survival auf Herzensebene ist, denn sie macht uns frei und unabhängig.

Ich kann ihre Bücher wärmstens empfehlen, mehr von ihr könnt ihr hier erfahren: https://www.gisela-rieger.de/

 

Brot und Oliven

Eines Tages begegneten sich zwei der königlichen Philosophen auf dem Markt. Isaak war gerade dabei, sich Brot und Oliven zu kaufen, denn mehr konnte er sich bei seinem Gehalt nicht leisten.
Sein Kollege Fílippos hingegen war bekannt für seine Schmeicheleien dem König gegenüber und hatte es somit zu einem wohlhabenden Leben gebracht.
Mitleidig sah er auf Isaak herab: »Wenn du endlich lernen würdest, dich etwas unterwürfiger zu zeigen und zu verstehen, den König mit schönen Worten und Schmeicheleien zu erfreuen, dann bräuchtest du dich nicht immer nur von Brot und Oliven zu ernähren.«
Isaak hatte sich gerade genussvoll eine Olive in den Mund geschoben, als er ebenso mitleidig zu Fílippos sprach: »Mein Freund, wenn du gelernt hättest, mit Brot und Oliven auszukommen – dann bräuchtest du dich nicht täglich zu unterwerfen und dem König zu schmeicheln!«

© Aus dem Buch von Gisela Rieger: „111 Herzensweisheiten“ ISBN: 978-3-9819881-0-9

 

Wenn du dich zu begnügen wüsstest,
dann bräuchtest du den Tyrannen
nicht zu schmeicheln.
Diogenes von Sinope; griechischer Philosoph; um 400-323 v. Chr.

 

und noch eine Geschichte von mir:

Wie der Shelter in den Böhmerwald kam

Es war an einem schönen Mai Tag. Die Wolken malten die wunderbarsten Bilder auf den Himmel. Tim und seinem Vater waren gerade auf dem Weg in den Böhmerwald. Sie wollten den Wald erkunden und ihren Orientierungssinn schulen. Walter, Tims Vater, hatte die Idee, dass sie sich den Weg mit Spuren markieren, damit sie wieder zurück zum Auto finden. So bauten sie immer wieder mal mit Stecken tolle Bilder am Wegrand. Tim erfreute sich über die vielen Buchen im Wald, deren Blätter besonders am Anfang des Frühlings besonders lecker schmeckten – die ganz kleinen sind auch im Mai noch köstlich. Irgendwann waren sie so vertieft in die Welt der Vögel eingetaucht, sie lauschten ihren Gesängen, versuchten sie zu imitieren und mit Eulenblick zu entdecken, dass sie ganz darauf vergaßen ihre Spuren zu hinterlassen. Besonders wichtig war es Tim den “Nice to meet you” Vogel zu entdecken. Langsam schien es dunkel zu werden und Tim war auch schon hungrig. So legten sie eine Pause ein. Als ihnen klar wurde, dass sie beide schon seit längerem nicht mehr auf den Weg geachtet hatten, wurde ihnen klar, dass sie in einer echt üblen Situation steckten. Walter holte tollkühn und selbstsicher sein Handy raus und wollte per Navi den Weg zum Auto suchen, doch leider hatte er keine Verbindung. Tim fand das lustig, doch seinem Vater wurde schon Angst und Bang. Tim sagte: “Keine Sorge, ich habe eine gute Idee”. Er erzählte seinem Vater davon, dass sie im Sommercamp gelernt hatten, wie man sich selbst einen Shelter baut und so beschlossen sie die Nacht im Wald im Naturschlafsack zu verbringen und dann am nächsten Morgen gestärkt und ausgeruht bei Tageslicht darüber nachzudenken, wie sie wieder zum Auto zurückfinden.  

Gudruns Kopfschmuck

Gudruns Kopfschmuck

Gudruns Kopfschmuck

Flatterix, eine Spätzin, die im Garten von da Hollastrizi lebt, saß an einem sonnigen Februar Tag in der Trauerweide und war sehr traurig darüber, dass ihr neuer Freund Achim, der Adler, wieder nach Hause in die Berge im Pongau geflogen war.

Nach einer Weile hat Flatterix genug getrauert und folgte dem freudvollen Gedanken ein genüssliches Bad im Bach zu nehmen. Während sie gemütlichen dahinflog mit beachtlichen 30 km/h wurde sie unerwartet von einer schnatternden Ente mit fast 100 km/h gerammt und kam ins Strudeln. Flatterix schimpfte wie ein “Rohrspatz”, was das für eine Unerhörtheit wäre. Spatzen lieben es lauthals zu schimpften, wenn sie verärgert sind. Als die Ente erkannte was sie da in ihrer Unachtsamkeit angerichtet hatte war sie sehr bemüht ihr Bedauern auszudrücken. Da Flatterix ein sonniges Gemüt hatte war ihr Ärger sofort verflogen und sie bewunderte die eindrucksvolle Frisur der Ente – den wäre sie ein Mensch, wäre sie Friseurin geworden. Die Ente stellt sich zunächst mal höflichst mit folgenden Worten vor: “Meine werte Spätzin, meine Freunde nennen mich Gudrun und es tut mir leid sie so wild gerammt zu haben.” Gudrun erklärte mit empören wie sie zu dieser Frisur kam.

Der Erpel hatte ihr diese beschert als er sich mit ihr paaren wollte, was für die Entendamen ein durchaus gefährliches Unterfangen ist. Flatterix war neugierig und wollte mehr darüber wissen. Gudrun, die sehr geschwätzig war, erzählte alles sehr bereitwillig. Mitten im Satz tauchte Gudrun plötzlich ab, so dass nur mehr ihr Schwanz zu sehen war und tauche schmatzend wieder auf: “Wie unhöflich von mir”, sprach sie, “doch bei Flusskrebsen kann ich einfach nicht widerstehen.” So kam es das es Abend wurde und die zwei neugewonnen Freunde sich voneinander verabschiedeten. 2 Wochen später wollte Flatterix Gudrun besuchen, doch sie war gerade beschäftig damit mit Hans einen Nistplatz zu suchen.

Im April war Flatterix mit ihrer Kolonie beschäftig ihren ersten von mehreren Nachwüchsen auszubrüten. Diesmal waren es 6 Eier. Nach 2 Wochen Bebrütung folgten 16 Tage Nestschutz für die kleinen jungen frisch geschlüpften Vogeljungen. 10 Tagen gab es noch Essensversorgung “on the fly” von den Eltern. Endlich hatte Flatterix wieder Zeit für ein genüssliches Bad an ihrer Lieblingsstelle im Bach. Mittlerweile war es schon Mai geworden, alles sprießte und wuchs an diesem herrlichen Frühlingstag und die Vögel sangen, tschirpten zwitscherten, schilpten, scherzten und manche schimpften auch. Genüsslich lauschte Flatterich dem Gesang einer Singdrossel, die sich auf dem Baum in seiner Nähe niedergelassen hatte, während er die kühle Erfrischung genoss. Doch was erblickte er da hinter dem Mädesüß, das war doch Gudrun, sie bebrütete gerade ihren Nachwuchs. Die Freude über das Wiedersehen war groß. 

Wie der Zilp Zalp unsichtbaren Wurm fand

Zilpzalp

ZilpzalpEs war an einem prächtigen Frühlingsmorgen. Die Sonne lachte vom Himmel, der blau leuchtete. Die Vögel waren längst erwacht, schlaue Meise saß gerade am Frühstückstisch und genoß in aller Ruhe ihre Haferflocken mit frischem Obst und Nüssen. Ganz verträumt erinnerte sie sich noch an das tolle Morgenkonzert der Vögel für das sie extra mit gekipptem Fenster schläft, damit sie es ja nicht versäumt. Schlaue Vögel-Kenner wissen nämlich, dass von Ende April bis Anfang Juni besonders viele Arten gleichzeitig zu hören sind. Jede Vogelart hat einen anderen Zeitpunkt für den morgendlichen Gesangsbeginn und orientiert sich dabei an der Tageshelligkeit. Jeden Morgen stimmt jeder Vogel in der gleichen Reihenfolge zu seinem Zeitpunkt in das große morgendliche Vogelkonzert ein. Und dieses anschwellen und zusammensingen aller Vögel lassen das Herz von schlauer Meise höherschlagen – und egal was der Tag bringt mit so einem Start ist sie für alles gewappnet. 

Unsichtbarer Wurm, auch Lukas genannt, ihr 2 Jahre älterer Bruder, stand schon ungeduldig und fertig angezogen in der Garderobe und rief nach seiner Schwester. Er war schon sehr aufgeregt und voller Vorfreude auf die Waldläuferbande, denn heute wollten sie wieder Anschleichen und Hinterhalt spielen – und er war richtig gut darin sich zu tarnen und zu verstecken. 

Endlich im Wald. Mitten im Spiel. Alle waren sehr begeistert bei der Sache. Das Team von Lukas hat schon 2-mal in Serie gewonnen – ihre Verstecke waren so brillant, dass sie immer den Überraschungsmoment für sich nutzen konnten, um das gegnerische Team zu überwältigen. Doch dieses Mal war es anders. Schlaue Meise, die eine enge Verbündete der Vögel war, lauschte und deutete ihren Teamkameraden, dass dort drüber der Zilp Zalp ganz aufgeregt einen Alarmruf wiederholte und sich weit und breit nix rührte und nix zu sehen sei, das kann nur eines bedeuten – er kennt das Versteck der anderen. Und so kam es, dass sich die Gunst des Blattes gewendet hat.0 

Nach einem lustigen und lehrreichen Nachmittag saßen die Waldläufer rund ums Lagerfeuer und lauschten angetan Geschichten über den Zilp Zalp und den verzauberten Tannenzapfen. 

Kinder-Wald-Geschichte von Bettina 

Kinder-Wald-Geschichte von Bettina 

Der Dachs Willi

Es war an einem sonnigen Herbsttag, als wilder Wind, ein kleines Indianermädchen, an ihrem Sitzplatz saß. Die Sonne schien ihr auf die Wangen, als sie plötzlich einen Vogel hörte, den sie zuvor hier noch nie gesehen hatte. Sie schlich sich näher heran und versuchte sich so viele Details wie möglich zu merken, damit sie ihrer Mutter, die als die Vogelfrau im Stamm bekannt war zu erzählen. Als der Vogel sich am Nachbarsbaum zur Ruhe setzte konnte sei sein schwarz-bläulich glänzende Gefieder mit vielen weißen Punkten und dem dunkle Schnabel genau erkennen. Seine roten Beine und die kräftigen Krallen gefielen ihr besonders gut. Voller Freude und mit dem Wunsch sich all die Details zu merken, lief sie nach Hause, stolperte und fiel in ein tiefes Loch. Es war stockfinster, Ronja bekam Angst und begann zu weinen. Das hörte Willi der Dachs, er eilte wildem Wind zu Hilfe und sprach: “Meine Liebe, was macht dich denn so traurig”. wilder Wind spitze ihre Ohren und fragte: “Wer ist denn da?”.  

“Willi, der Dachs – entzückender Mensch”, hörte sie jemanden hinter sich flüstern. Wilder Wind erschrak, noch nie hatte ein Tier mit ihr gesprochen. Ihre Angst war verschwunden und ihre Neugierde war entfacht. So unterhielten sich die beiden eine Weile und Willi zeigte wildem Wind wie sie sich mit Hilfe ihrer Sinne in dem unterirdischen Bau zurechtfinden konnte. Am besten gefiel ihr der Trick, die Nase nach oben zu halten, um dem leichten Windhauch zu folgen, der sie verlässlich und direkt nach draußen führte. Und so kam es, dass wilder Wind einen neuen Freund im Wald fand. 

Selbstverständlichkeiten

Selbstverständlichkeiten

Selbstverständlichkeiten

Ein Mann sitzt mit seinem 17-jährigen Sohn im Zug. Mit großen Augen schaut der junge Mann aus dem Fenster und fragt: »Papa, ist das eine Kuh?« Der Vater lächelt und antwortet: »Ja, mein Sohn.«
Aufgeregt spricht der Junge weiter: »Papa, diese Blumen sind Sonnenblumen, oder?« Die Antwort lautet wieder: »Ja, mein Sohn.« Viele weitere Fragen folgen: »Papa, ist das ein Lastwagen? … eine Tanne? … ein Hubschrauber? … ein hoher Berg …?« Stets folgt dieselbe Antwort: »Ja, mein Sohn.«
Zwischendurch zeigt der Vater in eine Richtung und sagt: »Schau, mein Sohn, der Vogel ist ein Bussard, dieser Baum ist eine Eiche und dort ist ein Rapsfeld …«
Ein Fahrgast, der den beiden gegenübersitzt, spricht den Vater nach einer Weile an: »Bei allem Respekt, das Verhalten Ihres Sohnes ist doch sehr merkwürdig.« Gespreizt weist er ihn darauf hin, dass es heutzutage doch sehr gute Kliniken für Fälle »wie diesen« gäbe und die Medizin in alle Richtungen große Fortschritte mache.
Der Vater unterbricht ihn: »Wie recht Sie doch haben!«, ruft er und fährt freundlich fort: »Von solch einer Fachklinik kommen wir gerade. Mein Sohn hat vor zwölf Jahren sein Augenlicht verloren und kann seit wenigen Tagen wieder sehen.« Sichtlich beschämt senkt der Mann den Blick. Nach einer Weile wendet er sich dem Jungen zu: »Junger Mann, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.« Und nach einer Pause sagt er noch: »Und ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Sie haben mir eben aufgezeigt, dass ich vieles Wertvolle im Leben gar nicht mehr wahrnehme, weil ich es für selbstverständlich gehalten habe.«
© Aus dem Buch von Gisela Rieger: „111 Herzensweisheiten

Die Natur steckt auch im Wimmelbuch

wimmelbuch

 Was ein Wimmelbuch lehrt

Das Wimmelbuch ist so was wie ein Schulbuch für Kleinkinder. Du hast die Wahl aus welchem Buch dein Kind lernt. Oft vor dem Einschlafen und auch am Tag zwischen durch wird ein Wimmelbuch von den Kindern „gelesen“. Mit einem älteren Kind oder Erwachsenen lernen sie so nicht nur Wörter, sondern lernen auch Geschichtenerzählen. Dein Kind kann mit dem Wimmelbuch viel lernen. z.B. Wie man einen Traktor von einem LKW unterscheidet oder wie man einen Kiebitz von einem Storch und einem Bussard unterscheidet. Als Eltern haben wir die Wahl was unser Kind im Wimmelbuch lernt, weil wir die Bücher bestimmen die Wimmelbücher die wir zuhause haben.

Empfehlenswerte Wimmelbücher

Hier sind Bücher, die ich als Wald und Wildnispädagoge empfehlen kann. Sie sind waldpädagogisch wertvoll, weil die Kinder von Klein auf lernen Tiere und Teilweise auch Pflanzen zu unterscheiden. Da geht es tiefer als Kuh und Pferd. Es sind viele Tiere enthalten die in fast keinem Bauernhof Wimmelbuch zu finden sind.

Solltest du einen Vorschlag für ein gutes Wimmelbuch haben freue ich mich über deinen Kommentar!


Im Wald

Garten und Hecke

Bach und Teich

Diese Bücher sind sehr „menschenarm“ und lenken die Aufmerksamkeit direkt auf die Tiere.

Ein spannendes Buch für die etwas älteren Kinder (Seiten sind aus Papier) ist „Der verwandelte Wald“. Hier sind Tiere, Pflanzen und Menschen drin. Das Kind und der Erwachsene lernen aus dem Samen – Holz wird und aus dem Holz eine Geige.

Warum ein Wimmelbuch

Die ganz kleinen Kinder (ab ca. 1,5 Jahren) nehmen in diesen Büchern vornehmlich einzelne Tiere und Gegenstände wahr. Doch das Wimmelbuch, wächst mit den Kindern mit. Diese einzelnen Dinge werden zu den Zutaten mit denen sie Geschichten erzählen und dabei entdecken sie, dass sie bereits anderen vorlesen können. „“Sie forschen, sind aktiv und erleben ihre Selbstwirksamkeit als etwas Besonders, was sie stolz macht und wiederum zu neuem „Lernen“ aktiviert.““ – www.wimmelbuchverlag.de

Lebhaft mit Geschichte und Witz können sich so die Kinder einen Überblick über die realen Lebensvorgänge in ihrer Umwelt verschaffen. ( Übrigens auch die Erwachsenen lernen etwas dabei 😉

Mehr dazu:

Reading as Playing: The Cognitive Challenge of the Wimmelbook. (in Englisch)